Der Weg zur Ganztagsschule

 

Schaut man sich die Baupläne unserer Schule aus dem Jahr 1969 an, dann staunt man nicht schlecht. Findet man hierin eine Mensa eingezeichnet und in einem Artikel des Bergsträßer Anzeigers liest man auch ganz ausführlich, was für eine Schule auf der „grünen Wiese“ an der Eifelstraße geplant ist: eine Ganztagsschule mit Mittagsversorgung, Ruhe- und Freizeitbereichen sowie drei Turnhallen.

Es blieb bei den Ideen, umgesetzt wurde Anfang der siebziger Jahre nur ein Gebäude-Torso mit Unterrichts- und Fachräumen. Die Ganztagsschule wurde auf Eis gelegt.

Erst als kurz nach der Jahrtauendwende die damalige Bundesregierung 4 Mrd € für den Ganztagsausbau von Schulen zur Verfügung stellte, bot sich eine neue Chance, Schulentwicklung in diesem Sinne voranzutreiben. In einem mutigen Gesamtkonferenzbeschluss wurden die Weichen gestellt, um als eine der ersten Schulen des Kreises an dieser Entwicklung teilzuhaben.

Im Sommer 2003 war es dann soweit. Für alle Klassen 5 gab es ein Angebot, das weit über das vom Kultusministerium propagierte Modell einer „pädagogischen Nachmittagsbetreuung“ hinausging. Obligatorisch hatten alle Kinder der Stufe 5 Förderunterricht in einem Kernfach, fakultativ konnten sie an den anderen Nachmittagen Wahlkurse belegen. Das Angebot reichte von sportlichen über künstlerische Aktivitäten, Experimentieren, Sprachkurse waren ebenso vertreten wie PC-Kurse und handwerkliche Themen. Diese Kurse wurden hauptsächlich von eingestellten Honorarkräften gehalten. Obwohl die Gelder bereit standen, konnte natürlich nicht so schnell eine Mensa angebaut werden. Wir rüsteten einfach einen Fachraum um und stellten zwei Damen ein, die die Essenausgabe (angeliefert von einem Caterer) – und den Küchendienst übernahmen.


Essenausgabe

  


Speisesaal

Im Folgejahr waren dann schon 2 Jahrgänge im Ganztagesbetrieb – aber die Mittel wurden nicht aufgestockt – im  Gegenteil, da sich nun mehr Schulen an das Ganztagsthema wagten, mussten die Mittel vom Schulträger auf mehr Schulen aufgeteilt werden. In Absprache mit der Elternschaft vereinbarten wir einen kleinen Eigenbetrag für den Besuch von Wahlangeboten und konnten so das bewährte Angebot auch für die doppelte Zahl der Schüler anbieten.


Organisationsplan

 


bewegte Pause

2005 kam der weitere Ausbau ins Stocken, d.h. es blieb zunächst bei den zwei Jahrgängen im Ganztagsbetrieb, da wir keine weiteren Mittel zur Verfügung gestellt bekamen. Dennoch war auch ein kleines AG-Angebot für die restliche Mittelstufe möglich, besonders die „Note 5! Nein danke!“-Kurse für versetzungsgefährdete Schüler auf freiwilliger Beteiligung und mit geringer Kostenbeteiligung. Diese Kurse verzeichneten eine Erfolgsquote von über 75%.

 


Provisorische Bibliothek

 


Yoga-Kurs

Im Sommer 2006 wurde mit dem Bau des MUBI begonnen (Mensa-Unterricht-Bibliothek-Innovation) und 2007 konnten wir den großen Anbau mit weiteren zehn Klassenräumen einweihen. Die Bibliothek ist inzwischen schon erweitert und auf über 15.000 ausleihbare Stücke angewachsen, bietet PC-Arbeitsplätze und ist an allen Schultagen von 7.30 bis 17 Uhr geöffnet. Die Mensa bietet neben einem Cafeteria-Angebot täglich zwei wechselnde Menüs – eines davon fleischlos und ist von 7.30 bis 14.30 Uhr geöffnet.

Nach vielen Eingaben beim Schulträger wurde 2010 endlich der Erweiterung des Ganztagesangebots zugestimmt und wir konnten mit weiteren Finanzmitteln unser Angebot zu einer Ganztagsschule in offener Konzeption sowie optionalen Ganztagsklassen in allen Schulzweigen für die Jahrgänge 5 und 6 realisieren.

Im laufenden Schuljahr  2011/12 wird nun der Regelbetrieb umgesetzt. Dies bedeutet: Je eine Ganztagsklasse in jedem Schulzweig im Jahrgang 5. Im Hauptschulzweig laufen die Klassen 6 ebenfalls den ganzen Tag, weil im Vorjahr dort probeweise bereits eine Ganztagsklasse eingerichtet worden war.

 


Neubau MUBI


Bibliothek

 

Die ersten Erfahrungen zeigen, dass es eine rege Nachfrage hinsichtlich Ganztagsplätzen an weiterführenden Schulen gibt. In einer engen, rhythmisierten Verzahnung von Fachunterricht und Lernzeiten werden die Schüler von Montag  bis Donnerstag je 9 Stunden und am Freitag bis zur 6. Stunde unterrichtet, dies sind die sogenannten Kernzeiten. Darüber hinaus können die Schüler auch noch an jedem Schultag bis 17.00 Uhr ergänzende Angebote nutzen. Für die Halbtagsklassen bleibt es  bei der Kombination aus einem verpflichtenden Nachmittag und freiwilligen Wahlangeboten sowie der kostenlosen Hausaufgabenbetreuung und den Förderangeboten Lerntandem und Active Learning. Um den stark gewachsenen „Ganztagsbetrieb“ angemessen umsetzen zu können, wurden zwei hauptamtliche Kräfte zur Koordination eingestellt, Frau Uta Jürgens und Herr Tuncay Dalcicek. Die Gesamtverantwortung trägt Herr Ernst Göbel.


Essenausgabe 


Mensa

Im nächsten Schuljahr 2012/13 wird dann diese Stufe der Ganztagsentwicklung abgeschlossen sein, d.h. mit sechs Ganztagsklassen. Für die Halbtagsklassen wird der Pflichtnachmittag ersetzt durch ein individualisiertes Angebot aus Förder- (Lerntandem, Active Learning) und Wahlangeboten, das sämtlich kostenfrei sein werden.

Wie geht es mit der Ganztagsschule weiter? Im November 2011 wurde die neue Ganztagsrichtlinie durch das Kultusministerium erlassen. Vor diesem Hintergrund wird momentan der nächste Erweiterungsantrag für die Zeit ab 2014 formuliert. Dabei zeichnet sich als Perspektive ab, dass in jedem Schulzweig eine Ganztagsklasse in der gesamten Mittelstufe angeboten wird, dies wären dann 17; an der Zahl (sog. Profil 3). Die Halbtags- oder Regelklassen (sog. Profil 2) bekämen einen Mix aus Förder- und Wahlangeboten, die auf jeden Schüler einzeln zugeschnitten werden. Eine Umsetzung hängt von der Zahl der Mittel und Stellen ab, die der Schule neu zugewiesen werden. Die Chancen stehen für einen Ausbau nicht schlecht, da erfreulicherweise die Geschwister-Scholl-Schule im laufenden Schulentwicklungsplan des Landkreises Bergstraße als einzige Schule für eine Umwandlung in eine Ganztagsschule vorgesehen ist und beim Schulträger das Vorschlagsrecht für die Nutzung zusätzlicher Ressourcen liegt.

Die Vision von 2003, die gesamte Mittelstufe mit Ganztagsklassen zu fahren, steht weiter im Raum, wird jedoch noch über viele Jahre aufgrund fehlender Ressourcen nicht verwirklichbar sein – aber wer weiß.

An dieser Stelle sei allen Initiatoren, Mitstreitern, Unterstützern, Eltern, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern für die Mühen und die Arbeit auf dem Weg zur Ganztagsschule herzlich gedankt. Ohne die frühe Entscheidung, sich auf den Weg zu begeben, vor allen anderen Schule im Umfeld, ohne die große Bereitschaft, Konzepte auszuprobieren, Optionen zu finden, Möglichkeiten zu nutzen, wäre unsere Schule heute nicht in Bensheim im Ganztagsbereich an erster Stelle.

oh 


Geschwister-Scholl-Schule

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Bensheim