Wie war das eigentlich

Gedenktag an der Geschwister-Scholl-Schule

Auch wenn Karl Bringer sein halbes Leben beim Rundfunk als Journalist gearbeitet hat, so stockte ihm doch bei dem Gespräch über seine Erlebnisse in der Zeit der NS-Diktatur gelegentlich die Rede. Zu bedrückend sind die Erlebnisse, die er in der Zeit des Nationalsozialismus als Jugendlicher machen musste.

Dass die Geschichtslehrerin Miriam Bluhm ihn für den seit 2008 schon 5. Gedenktag der Geschwister-Scholl-Schule am 22. Februar gewinnen konnte, erwies sich als wahrer Gewinn für die teilnehmenden 8. Klassen. Authentischer als jede Quelle ist eben doch das Gespräch mit einem Zeitzeugen.

Diese Erfahrung konnte auch der Leistungskurs von Franz Josef Schäfer machen, der die ehemalige Lehrerin Doris Diamant-Siebert zu ihren Erlebnissen im mexikanischen Exil während der NS-Zeit befragte. Oberstudienrat Schäfer, einer der Mitbegründer des Gedenktages, hatte zu ihr den Kontakt hergestellt und von ihr noch weitere nützliche Adressen zur Gestaltung des Tages bekommen.

So erhielt, nachdem Studienrätin Martina Stork die Organisation in die Hand genommen hatte, eine andere 8. Klasse die Möglichkeit einen von Mannheimer Schülerinnen produzierten Dokumentarfilm zur Zwangsarbeit im Mercedes-Benz-Werk Mannheim anzuschauen.

 

Scholltag bedeutet aber nicht nur den Blick zurück. Hier wird eine Tradition geplegt, die ihre Wurzeln bereits in der Vorgängerschule der Geschwister-Scholl-Schule, dem Aufbaugymnasium gepflegt wurde. Regelmäßig fanden Vorträge und Diskussionen zu politischen Themen statt. Der Geschwister-Scholl-Tag greift seit der Gründung der Schule 1972 gepflegte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihrer Bedeutung für die Gegenwart auf. Es ist kein Zufall, dass am ersten Geschwister-Scholl-Tag am 22.012.2008 mit einer Menschenkette aller SchülerInnen und LehrerInnen um die Schule herum ein erstes Projekt der „Schule mit Courage – Schule gegen Rassismus“ stattfand. Angeregt wurde dieses Langzeitprojekt in Zusammenarbeit mit der SV vom Verbindungslehrer und Schulseelsorger Manfred Forell.  In diesem Jahr hatte der  den Kontakt zu Amnesty International und der Autorin  Monika Baitsch hergestellt. Ihre „Mutmachergeschichten“ regten besonders die beteiligten 7. Klassen dazu an, darüber nachzudenken, wofür es lohnt, seinen Mut einzusetzen. In Zusammenarbeit mit Fabian Salars Erben konnte der Film „Kick it like Kurt“, ein dokumentarischer Film des früheren Präsidenten des FC Bayern München, der von den Nazis verhaftet und im November 1938 nach Dachau gebracht wurde, gezeigt werden. 

 

 

Natürlich lässt sich der Anspruch, dass am Gedenktag kein Schüler die Schule verlassen soll, ohne sich mit dem Vermächtnis der Geschwister Scholl auseinander gesetzt zu haben, nicht durch zentral organisierte Angebote realisieren. Wichtig ist hierbei vielmehr, dass alle KollegInnen mitziehen und in ihren Klassen das Gedenken durch die verschiedensten Angebote pflegen. Ein Reader mit Anregungen, der über die Jahre entstanden ist, gibt hierzu Anregungen.

Dass etwas von den seit 2008 durchgeführten Gedenktagen bleibt, wird aber auch am Äußeren der Schule sichtbar. So wurden 2009 die Gänge und Wege der Schule anlässlich des Gedenktages nach Partnerstädten der Schule und nach Widerständlern gegen die Dumpfheit des Nationalsozialismus benannt.

Jörn Borges

 

 

 

 


Geschwister-Scholl-Schule

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Bensheim