Die Vergangenheit:

Die Historiker Peter Lotz und Franz Josef Schäfer hatten bis 1998 mit Lerngruppen der Geschwister-Scholl-Schule vielfältige Erfahrungen sammeln können, z.B. bei der Erforschung von Themen wie

    • das Schicksal der Wolgadeutschen,

    • Lebensläufe in Ost- und Westdeutschland,

    • Aufstieg und Niedergang der Brauerei Guntrum,

    • die Hinrichtung des Jan Rogacki ohne Gerichtsurteil,

    • Displaced Persons in den Lagern Bensheim und Auerbach,

    • Zwangsarbeiter im Tonwerk Heppenheim.

 

Die beiden oben genannten Lehrer setzten sich 1998 schließlich zum Ziel, in den von ihnen betreuten Oberstufenkursen im Fach Geschichte jeweils eine Forschungsphase durchzuführen, deren Ergebnisse veröffentlicht werden sollten. Vor allem die Leistungskurse sollten zum selbständigen forschenden Lernen gelangen. In der Gründungsurkunde der 1998 eingerichteten Geschichtswerkstatt heißt es u.a.:

 

„Die Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl setzt sich zur Aufgabe:


  • im Sinne der Geschwister Scholl die jüngere Geschichte Deutschlands und Europas in wachsamer Erinnerung zu halten und daraus Schlussfolgerungen für die Gegenwart zu ziehen,

  • die demokratischen Wurzeln der deutschen Geschichte zu ergründen,

  • Geschichte in der Region durch eigene Forschungsarbeit anschaulich und nachvollziehbar zu machen,

  • zu selbständigem Forschen und forschenden Lernen beizutragen,

  • durch Veröffentlichungen der Ergebnisse weite Bevölkerungskreise zu informieren und ihre Mitarbeit zu ersuchen.“

 

Zumindest einmal in ihrer Schulzeit sollten also Schülerinnen und Schüler „Geschichte schreiben“ und nicht nur als Konserve konsumieren. „Wir glaubten, damit einen Beitrag zum selbständigen Lernen zu leisten, aber auch im Sinne der Geschwister Scholl die Erinnerung wachzuhalten: Zukunft braucht Vergangenheit!“ erinnern sich Franz Josef Schäfer und Peter Lotz rückblickend.

Seit 1998 haben zahlreiche Leistungskurse im Rahmen der Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl geforscht und ihre Ergebnisse – meist in Buchform, aber auch als Ausstellung, Diskussionsveranstaltung und Multimedia-Projekt- publiziert. In den letzten Jahren entstanden so u.a. die z. T. sehr umfangreichen Buchveröffentlichungen

 

Geschichte der Bensheimer Juden im 20. Jahrhundert

Jakob Kindinger (das Leben eines Bensheimer Kommunisten)

Endstation Hadamar – Bergsträßer Opfer der NS-Rassenpolitik

Fritz Bockius – Zentrumsabgeordneter und NS-Opfer.

 

Im Internet ist die umfangreiche Liste der Publikationen unter

http://lakk.bildung.hessen.de/netzwerk/geschichtswerkstatt/index.html

einzusehen; oft sind die Manuskripte auch zum Download aufbereitet.

So wurde die Geschichtswerkstatt nach und nach zu einem anerkannten historischen Forschungszentrum, das inzwischen bundesweit Aufmerksamkeit findet und den Namen der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat. Kultusminister und Landräte schrieben Vorworte zu den nicht selten mit Preisen ausgezeichneten Veröffentlichungen, Einladungen zu Vorträgen folgten bis nach Norddeutschland, selbst vor dem Deutschen Archivtag in Stuttgart erläuterten Franz Josef Schäfer und Peter Lotz ihr Konzept der Lokal- und Regionalforschung mit Schülern, zahllose Zeitungsberichte über die Geschichtswerkstatt sind seitdem auch in überregionalen Zeitungen erschienen.

 

Die Gegenwart:

2010 beauftragte die Gemeindevertretung Seeheim-Jugenheim einstimmig die Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl mit der Dokumentation aller Opfer des Nationalsozialismus in sämtlichen Gemeindeteilen. Nach zweijähriger intensiver Arbeit wurde diese fast 1300-seitige Dokumentation (DIN A 4) am 15. März 2012 der Öffentlichkeit übergeben.


 

Die Zukunft:

Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen für das nächste Projekt, mit dem sich im 2013 der Leistungskurs Geschichte forschend beschäftigen wird. Es soll erstmals das Leben eines Bergsträßer Bürgers erforscht werden, der in der menschenverachtenden Mordmaschinerie der SS eine wichtige Rolle spielte. Auch dann lautet wieder der Leitsatz: „Grabe, wo Du stehst!“

Wie der nachstehende Zeitungsbericht zeigt:
Die Geschichte der Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl ist eine Erfolgsgeschichte.

Frankfurter Rundschau vom 27. September 2006.


Geschwister-Scholl-Schule

zurück

Bensheim