Austausch mit Frankreich
 

 

Schaut man in den Jahresbericht der Geschwister-Scholl-Schule, Gesamtschule des Kreises Bergstraße von 1975/76, so erfährt man, dass die Beziehungen zu unserem französischen Nachbarland weit zurückreichen in die Anfänge unserer Schule.

So hatte beispielweise Herr Dr. Berg vom Aufbaugymnasium Bensheim, das ab 1972 offiziell zusammen mit den bereits vorhandenen Haupt-und Realschulen unter dem Namen GSS die erste schulformbezogene Gesamtschule in der Schulstadt Bensheim wurde, maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der Verschwisterung mit Beaune in Burgund.

Er hatte bereits 1965 H. Früh mit Chor und Orchester des „noch“ Aufbaugymnasiums nach Côte d`Or.begleitet. Ihm folgten H. Singer, Fr. Pfeifer und Fr. Lier, die ebenfalls an der Jumelage mit Beaune mitwirkten. H. Baumbusch setzte die Tradition fort und fuhr immer wieder mit Oberstufenklassen über mehrere Tage nach Burgund. Schulleiter H. Wicht von der gerade ein Jahr alten, neu gegründeten Gesamtschule knüpfte 1973 besonders intensive Kontakte zu wei zum Lycée viticole et agricole. Zweimal fuhren laut o. erwähnten Jahresbericht gemischte deutsch-französische Gruppen auf Studienfahrt nach Fréjus am Mittelmeer und die französischen Schüler kamen auch nach Bensheim, wo sie von Lehrern der GSS betreut wurden.

Darüber hinaus beteiligte sich die GSS immer wieder an den Schüleraustauschprogrammen des Freundeskreises Beaune-Bensheim, um neue Impulse zu intensiver Beschäftigung mit französischen Sprache und Kultur zu setzen. Noch bevor die Rodensteinschule mit dem Aufbaugymnasium zu einer kooperativen Gesamtschule fundierte, pflegte erstere bereits langjährige Kontakte mit einem Collège in Cuise-la-Motte.

Die Partnerschaft zwischen dem Collège L. Boulland in Cuise la Motte und der GSS kam also über einen Umweg zustande: Nach der Verschwisterung von Zwingenberg und Pierrefonds suchte H. Paul Gabaut nach einer dem Collège entsprechenden Schule, die er zuerst in der Realschule der Rodensteinschule und dann in der GSS nach deren Gründung gefunden hatte.

So trafen sich also ab 1975 Schülergruppen beider Länder, zunächst in einer Jugendherberge, dann ab 1976 in Familien. Nicht nur Schüler und Schülerinnen beider Völker konnten sich regelmäßig treffen, auch auf Lehrer - und Schulleiterebene fanden fruchtbare Begegnungen statt: So unternahm H. Dr. Wand, Leiter der GSS, und sein Stellvertreter, H. Ansorg, zusammen mit Herrn Singer, in 1978 eine Fahrt nach Pierrefonds und zum Collège in Cuise-la-Motte.

 

In einer Notiz vom 22.11.1992 heißt es von H. Ansorge, Gymnasiallehrer an der GSS:

„…Entsprechend dem vom Kultusministerminister und dem RP Darmstadt genehmigten „Freundschaftsvertrag-und Partnerschaftsvertrag“, der dem Schulamt HP seit sechs Jahren vorliegt, geht es laut Vertrag nicht nur um einen Austausch der Schüler, sondern es sollen auch „Freundschaftliche Beziehungen, Austausch pädagogischer Erfahrungen usw.“ gepflegt werden.“

Die Organisation lag u.a. in Händen von Herrn Wolfgang Singer (bis 1986), Herrn Baumbusch, später in denen von Frau Bühring (ab 1986).

Sie erfuhren Unterstützung u.a. von Frau Brigitte Fischer, Frau Anita Meichle, Frau Monique Mosebach und Herrn Charly Schwarz.

Die Schulpartnerschaft bewährte sich so im jährlichen Treffen bis 1992 nach dem Motto: „Freundschaften muss man pflegen!“

In der Schulprogrammfortschreibung aus dem Jahre 2006 werden die Beziehungen der GSS mit Frankreich durch zwei Schulen im Nachbarland so dokumentiert:

1. Collège Louis Boulland in Cuise La Motte (1975 bis 1992)

2. Lycée „Charles de Gaulle“ in Compiègne, Frankreich (seit 1993 bis 2009)

Nachdem die Schulpartnerschaft mit dem Collège Louis Boulland in Cuise-la-Motte 1992 zu Ende gegangen war, fand die GSS im Lycée „Charles de Gaulles“ in Compiège für über 16 weitere Jahre einen würdigen Nachfolger!

 

Compiègne liegt ca. 60 km nördlich von Paris in der Picardie.

Das Lycée Charles de Gaulle finden wir im südlichen Stadtrand von Compiègne, direkt am breiten Fluss der Oise. Die Schule ist eine reine Oberstufenschule, sehr modern und großzügig gebaut und ausgestattet (ca. 15 Jahre alt). Den Schülern steht ein großes parkähnliches Gelände zur Verfügung. Im Schulkomplex enthalten ist auch eine große Mensa, ein Internat, eine Krankenstation ein C D I (Centre de Documentation et d’ Information) und eine Hotel- und Touristikfachschule mit dazugehörigem Restaurant. Das Lycée wird von ca. 1.200 Schülern besucht, die auch aus der weiteren Umgebung von Compiègne kommen.


 

Nachdem Fr. U. Bühring im Sommer 2003 in Pension gegangen war, führte Fr. G. Wendeberg den Austausch bis 2009 zusammen mit H. E. Goebel weiter.

Auf französischer Seite zeigten sich für Organisation und Durchführung der Austausche Mme Joceline Bocage sowie Mme Renée Marivain verantwortlich, beide „Agrégée“ am Lycée Charles de Gaulle.

In Ihrem Artikel zum Austausch mit Frankreich schreibt Fr. Wendeberg im Jahrbuch der Geschwister-Scholl-Schule - erschienen 2004 - zu den Zielen:

► Der Austausch dient in vielfältiger Weise der Förderung und Erweiterung von kommunikativer Kompetenz.

► Handlungsorientierung steht im Vordergrund.

► Während des Austauschs geschieht ein Lernen mit allen Sinnen, d.h. ganzheitliches Lernen, z.B. beim Essen in der Gastfamilie, beim Landschaftserleben, beim Besuch einer Kathedrale.

► Dabei wird eine andere Mentalität/Fremdartigkeit bis in den Bereich der Familie, der Erziehungsziele im Elternhaus erfahren und reflektiert.

► In den Paargruppen werden kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten erfahren und mitgestaltet.

► Das Bildungssystem in Frankreich wird den Schülern vertraut und sie lernen es im realen Alltag kennen.

► Landeskunde — Zivilisation im weiteren Sinne — gelingt praktisch erfahrbar und über alles Lehrbuchwissen hinaus d.h. die Motivation für das Erlernen der Zielsprache steigt erheblich.

► Damit gelingen erste Schritte zur Mobilität in einem gemeinsamen europäischen Arbeitmarkt.

Politische Dimension: Lernen nach Erfahrung, von Toleranz, Überwindung von Freund-Feind-Schemta, Demokratie, Völkerverständigung.

Historische Dimension (im Programm):

Verdun (1. Weltkrieg},.Reims (Zerstörung der Kathedrale im 2. Weltkrieg), Compiège (Wagon d’Armistice), Paris (1000 Jahre Geschichte). Résistance, Absolutismus, etc.

► Echange heißt auch: Aufnahme des französischen Gastes in der eigenen Familie d. h. ein Geben und Nehmen vielfältigster Art. Verständnis lernen und Einfühlung, Reflexion über eigene Stärken und Schwächen, Gastfreundschaft

► Dadurch wird kulturelle Identität und Akzeptanz des Fremdartigen eingeübt und gestärkt

► Ganz wichtig: Der emotionale Aspekt von Freundschaft wird erlebt, hier entstehen Ermutigungen, Zuneigung (und deren Überprüfung), Festigung von Bindungen und Zukunftsperspektiven.

So findet seit 1993 u.o. genannten Aspekten der Austausch in der Regel jedes Jahr statt:

20 – 25 Schüler aus den Klassen 9 und 10 des Realschul-und Gymnasialzweiges, gelegentlich auch aus den Klassen 11, fahren im März für 8 Tage nach Compiègne, der französische Gegenbesuch findet im Mai des gleichen Schuljahres statt. Die Schüler sind jeweils in den Familien ihrer Korrespondenten untergebracht. Davor laufen Briefkontakte und mails. Danach besuchen sich die Schüler manchmal auch auf private Initiative, es entstehen Freundschaften und Familienkontakte über viele Jahre.

Vor- und nachbereitet wird der Austausch im Unterricht. Schulbesichtigung und Stadterkundung

gehören hier wie dort zum Standardprogramm. Darüber hinaus locken interessante Ausflüge u.a. nach Heidelberg, Frankfurt, Mainz, Lorsch auf deutscher Seite, während die französische mit Paris, Chantilly, Pierrefonds, ja sogar mit einem Ausflug an den Ärmelkanal aufwartet.

Zur Organisation des Austausches schreibt Fr. Wendeberg Jahrbuch der GSS von 2004:

„Seit dem Schuljahr 2003/04 ist es wegen absehbarer Arbeitsüberlastung der beteiligten französischen Kolleginnen und Kollegen nicht mehr möglich, den Austausch, wie bisher, jährlich zu organisieren, sondern er wird im Turnus von zwei Jahren stattfinden.“

Zielsetzung war immer Sprachförderung und Sprachmotivation durch direkten Kontakt mit Land, Leuten und Kultur des unmittelbaren Nachbarlandes.

Leider ist der Austausch seit 2009 nicht mehr zustande gekommen. Die Gründe hierfür liegen u.a: darin, dass in Frankreich die Tendenz Deutsch als Fremdsprache zu wählen, immer mehr zurückgeht und durch die Einführung von G 8 auf deutscher Seite das Alter der Sek. I Schüler nicht mehr zu dem der französischen Lycée - Schüler passt.

So sucht die Fachschaft Französisch seit August 2011 nach neuen Herausforderungen.

Immerhin hat ein Collège in Sarre-Union im Januar 2012 Interesse bekundet, mit der GSS zusammen zu arbeiten. Verhandlungen laufen inzwischen auf Hochtouren und ein erstes Treffen ist für den Frühsommer dieses Jahres zwischen einer Klasse 8 G Französisch der GSS und einer quatrième des collège geplant.

Fr. A. Lay und Frau G. Morweiser zeigen sich für die Organisation verantwortlich. Wir drücken Ihnen die Daumen!

 Partnerschaften mit Cuise-la-Motte, Compiègne und demnächst auch mit Sarre-Union


Ursula Perrot


 

 


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